Nackengriff – Tragestarre bei Katzen

Die Tragestarre ist ein Reflex eines Jungtieres, der durch einen schmerzlosen Biss in den Nacken von der Tiermutter ausgelöst wird. Sie dient dazu, dass die Mutter ihr Junges transportieren kann, ohne dass es zappelt. Das Jungtier fällt in eine bewegungslose Körperhaltung.

Wie sieht es mit dem Nackengriff bei Katzen aus, besonders bei ausgewachsenen Katzen?

Was versteht man unter einem Nackengriff und einer Tragestarre?

Die Katze wird an der losen Haut zwischen den Schulterblättern und dem Genick hochgehoben. Mit diesem Griff wird der Tragevorgang der Mutter simuliert. Die Katzenmutter fasst den Welpen an der losen Haut und löst durch einen leichten Biss in den Nacken eine reflexartige Tragestarre aus. Das Jungtier verharrt ohne weitere Bewegungen und kann problemlos von der Mutterkatze von Ort zu Ort transportiert werden.

Die Tragestarre kann nicht bei jeder erwachsenen Katze ausgelöst werden. Häufig geht der Reflex im Lauf der Entwicklung verloren.

Jedes Lebewesen sollte mit Respekt behandelt werden. Zwangsmaßnahmen dürfen nur in absoluten Notfällen und mit entsprechendem Augenmaß eingesetzt werden.

Welche Probleme können sich durch den Nackengriff bei erwachsenen Katzen ergeben?

Eine ausgewachsene Katze wiegt zwischen drei und zehn Kilogramm. Sie ist wesentlich schwerer als ein Katzenwelpe. Beim Nackengriff können durch das Gewicht der Katze Muskelfaserrisse und schmerzhafte Einrisse des Bindegewebes entstehen.

Vollführt die Katze während des Hochhebens ruckartige Abwehrbewegungen, können Wirbel luxieren und das Rückenmark verletzt werden. Dauerhafte Lähmungen sind die Folge. 

Durch den Nackengriff können schwere psychische Traumen ausgelöst werden. In der Natur ist die Katze nicht nur Jäger, sie ist auch Beutetier von Greifvögeln oder größeren Säugetieren. Der Jäger fasst seine Beute im Nacken, fixiert sie mit seinen Fangzähnen und tötet sie durch Genickbruch. Der Nackengriff bei einer erwachsenen Katze wird von dieser als Drohung und tödlicher Angriff angesehen. 

Auch wenn bei einer entspannten Katze der Nackengriff funktionieren und die Tragestarre ausgelöst werden kann, ist das nicht in allen Situationen der Fall.

Befinden sich die Katzen in einer Tierarztordination, sind sie meistens gestresst und verängstigt. Und plötzlich hängt sie in der Luft. Da sagt ihr schon der Instinkt, dass hier etwas gewaltig schiefläuft. Sie wird wahrscheinlich versuchen, zu entkommen und dafür selbst in den Angriffsmodus schalten.

Das Trauma durch dieses Handling bleibt bestehen. Die Katze wird bei jedem weiteren Besuch noch ängstlicher reagieren und nicht mehr kooperativ sein. Ein massiver Bruch des Vertrauens zu dem Halter ist die Folge.

Katze ohne Nackengriff sicher hochheben

Um eine Katze problemlos hochzuheben, wird eine Hand zwischen die Vorderpfoten gelegt. Die andere Hand umfasst die Hinterpfoten. So wird die Katze schmerzfrei gehoben und gleichzeitig leicht fixiert.

Bei diesem Vorgang wird die Wirbelsäule nicht unangenehm nach unten gezogen. Die Verletzungsgefahr ist wesentlich geringer.

Wie kann die Katze lernen, den Katzenkorb zu tolerieren?

Sollte kein lebensbedrohlicher Notfall vorliegen, ist es besser, die Katze langsam an den Katzenkorb zu gewöhnen. Stellen Sie den geöffneten Korb in eine ruhige Ecke auf den Boden. Katzen sind von Natur aus neugierige Tiere, die gerne Gegenstände ihrer Umgebung erkunden.

Eine weiche Decke im Transportkorb und einige Leckerchen machen alles noch interessanter. Nach einigem Zögern wird sie vorsichtig in die Höhle gehen. Erst wenn es für die Katze selbstverständlich ist, den Behälter zu betreten, dürfen Sie die Türe kurz schließen. Nach einigen Tagen können Sie die Türe immer länger geschlossen halten. Für die Katze wird der Transportkorb zu etwas Selbstverständlichem.

Um Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen, kann eine Decke mit Endorphinen präpariert und in den Transportkorb gelegt werden. Die Katze nimmt den Geruch wahr und fühlt sich entspannt und sicher. 

Wichtig ist es, einen Katzenkorb mit einer großen Öffnung zu benutzen. Am besten sind Körbe geeignet, deren Deckel oder Seitenwand aufgeklappt werden kann. Besteht nur eine kleine runde Öffnung, muss die Katze herausgezogen werden. Die Situation ist schon von Anfang an von Misstrauen geprägt.

Tabletten ohne Nackengriff eingeben

Wird für die Eingabe der Tabletten der Nackengriff verwendet, verbinden viele Katzen die Hand auf dem Körper mit der unangenehmen Situation. Jede weitere Eingabe wird dadurch schwieriger. Einfacher ist es, die Katze bereits vor einer Erkrankung an das Handling zu gewöhnen. Am besten werden die Übungen schon bei Katzenwelpen durchgeführt.

Am Anfang werden nur die Lefzen der Katze gehoben und die Zähne begutachtet. Hat sie sich an diese Manipulation gewöhnt, wird versucht, den Mund vorsichtig zu öffnen. Meistens genügt dafür schon ein leichter Druck auf das Kiefergelenk. Sobald die Katze den Mund öffnet, bekommt sie ein Leckerchen. 

Ist es dann notwendig, Tabletten einzugeben, ist die Katze mit dem Vorgang bereits vertraut. Die Tablette können Sie durch Butter oder eine Katzenpaste schmackhafter machen. Dazwischen muss die Manipulation immer wieder mit einem Leckerchen wiederholt werden, damit keine negative Besetzung des Vorgangs erfolgt.

Wie kann eine Impfung bei verängstigten Katzen durchgeführt werden?

Rechtzeitiges Training für das Verhalten beim Tierarzt verhindert bei notwendigen Besuchen das Aufkommen von Stress und Angst. Die Katze wird bei mehreren Besuchen, bei denen noch keine Untersuchung erfolgt, mithilfe von Leckerchen mit dem Tisch des Tierarztes vertraut gemacht.

Um das angenehme Gefühl zu verstärken, kann der Tierarzt seine Hände mit Endorphinen einsprühen. Wichtig ist, diese kurz in der Luft zu schwenken, damit der enthaltene Alkohol verdunsten kann. 

Endorphine sind nicht frei käuflich erhältlich, das kann also nur der Tierarzt direkt machen. Sie können aber Griffonia oder Serotalin verwenden. Das ist frei verkäuflich und Sie können eine Lösung selbst herstellen. Wenn sie ein frei verkäufliches, flüssiges Präparat wollen, müssen sie auf Pheromone ausweichen (Feliway Pumpspray)

Sehr ängstliche Katzen können Sie mithilfe von Tellington TTouch® trainieren. Durch gezielte kreisförmige Massage bestimmter Körperzonen bauen Sie Vertrauen zu Ihrem Tier auf.

Die sehr ängstlichen Tiere werden in eine weiche Decke gewickelt. Diese dient nicht der Fixierung der Katze, sondern umgibt ihren Körper wie ein Schutzmantel. Die Decke vermittel Sicherheit und lässt die Situation weniger bedrohlich erscheinen. Zu Trainingszwecken sind Katzenjacken oder breite Geschirre auf dem Markt erhältlich.

Wie beruhige ich eine gestresste Katze?

Reagiert die Katze bereits leicht ängstlich, sollte der Halter beruhigend auf sie einsprechen. Eine kreisförmige Massage der Ohrbasis wirkt entspannend. Durch Druck auf einen Punkt in der Mitte knapp oberhalb der Augen wird Stress abgebaut.

Außerdem kann Akupressur und eine spezielle Meridian Klopftechnik zur Beruhigung eingesetzt werden. Bei der EFT Methode werden durch Klopfen Meridianpunkte stimuliert. Die Lebensenergie, das Chi, beginnt wieder zu fließen. Verspannungen lösen sich auf. Es sollten immer beide Körperhälften beklopft werden, um das Gleichgewicht zu bewahren.

Die Cat Care Kampagne

Durch die Kampagne von International Cat Care wird die Problematik des Nackengriffs deutlich gemacht. Mit den Videos auf international cat care wird die Bindung zwischen Katze und Halter verstärkt und Vertrauen aufgebaut. 

Denn jedes Lebewesen, auch eine Katze, hat ein Recht darauf, mit Respekt behandelt und keinen übergriffigen Situationen ausgesetzt zu werden.

Tierärztin Dr. Andrea gibt von Asthma bis Wurmkur Auskunft zu Katzenkrankheiten, sowie Therapien, gerade auch für alte Katzen. Obendrein deckt sie mit ihrem Hang zu alternativen Heilmethoden ein breites Behandlungsspektrum ab, von den klassisch-klinischen Methoden über TCM, Homöopathie bis zu Bachblüten.

Erfahrungen mit Nackengriff und Tragestarre

Im Nackengriff erfahrene Katzenhalter wissen: Auch eine Mutterkatze trägt den Katzenwelpen nicht am Nacken, sondern etwas weiter hinten, Richtung Schultern.

Die meisten Leute greifen nämlich nicht weiter hinten, sondern direkt im Genickbereich, oder sogar nahe bei den Ohren und / oder unterstützen dabei das Becken der Katze nicht. Der Begriff „Nackengriff“ ist für viele leider sehr missverständlich. Ebenso kursieren aus unserer Sicht falsche Beschreibungen, wo und wie zu greifen ist.

Ich bin mir sicher, dass ich meine Katzen mit meinem Nackengriff weder quäle, noch verletzte, denn ich wurde von meiner Tierärztin darin unterrichtet und gelobt, wie gut es klappt. 🙂

In Worten unterscheide ich nicht zwischen Nacken, Genick oder weiter hinten, greife aber weiter hinten, weil es nur dort funktioniert. Und meine Katzen schnurren, wenn ich sie wieder loslasse und sie werden auch abgestützt, hängen also nicht mit vollem Gewicht am Griff. Sie fallen in diese Tragestarre – machen also keine Abwehrbewegungen. Das sieht dann fast schon so aus wie eine Stoffkatze. 😉

Jedoch klappt es bei einem Kater besser / einfacher und beim Anderen nicht so gut. Mein Heilpraktiker hingegen kann die Tragestarre bei Beiden auslösen und sie sogar baden (wenn es mal nötig ist, um den Fluchtabwurf abzuwaschen).

Wenn ich lese, wie viel man falsch machen kann, oder wie Katzen damit bestraft werden oder sehe, welche Bilder es dazu gibt, wird mir übel. Deshalb stelle ich mich lieber auf die Seite der Gegner des Nackengriffs bei erwachsenen Katzen. Und wer weiß, was er tut, braucht sowieso keinen Text aus dem Internet.

Nackengriff und Schütteln als Bestrafung

Heben Katzenmamas ihre Kleinen mit einem Biss in den Nacken hoch, wenn diese etwas falsch gemacht haben? NEIN. Der Nackenbiss der Mutter löst eine Tragestarre aus und diese dient dazu, dass sie ihr Junges transportieren kann, ohne dass es zappelt. Ein zappelndes, sich wehrendes Kitten lässt sich schwerlich transportieren und könnte sich dabei auch schwer verletzen.

Ein Greifvogel fasst seine Katzenbeute im Nacken und tötet sie durch Genickbruch. Daher kommt vermutlich die Idee, die Katze mit einem Griff in den Nacken zu bestrafen. Todesangst kann man also damit auslösen. Ebenfalls Muskelfaserrisse, schmerzhafte Einrisse des Bindegewebes, luxierte Wirbel, eine Rückenmarksverletzung und dauerhafte Lähmungen. Vom Nacken abwärts…

Scruffing, vorallem nahe der Ohren, möglichst noch freischwebend, erinnert mich an die alte Redewendung „jemandem das Fell über die Ohren ziehen“.

Auch schon im Internet gesehen: Mit einer Klammer im Nackenfell (versuchen) die Tragestarre auszulösen. Wir halten das für Tierquälerei.

Ich verwende den Nackengriff auch nicht im Alltag, sondern nur, um die Tragestarre auszulösen. Bspw. um eine Zecke zu entfernen oder eine Entwurmungstablette zu geben: Katze streicheln, Starre auslösen, alles erledigen, wobei sie stillhalten soll, streicheln, Muttergriff loslassen, weiterstreicheln. Und dabei hängt die Katze natürlich nicht in der Luft, sondern sitzt auf meinem Arm oder auf einer Unterlage.

Katzen alltäglich hochheben

Wenn Sie Ihre Katze hochheben oder runterheben wollen, legen Sie eine Hand zwischen die Vorderpfoten. Mit der anderen Hand stützen Sie Bauch bis Becken ab. Das Gewicht sollte gleichmäßig verteilt sein.

Die Katze sollte nicht wie ein nasses Handtuch über der Wäscheleine hängen. Oder nur an den Vorderpfoten und das Hinterteil zieht dann die Wirbelsäule lang.

Gleichmäßiges Anheben ist nicht nur angenehmer für die Katze, die Verletzungsgefahr ist auch geringer.

Petra bringt die jahrzehntelange Erfahrung einer Katzenmama mit, die fast immer mehrere Stubentiger als Gesellschafter hatte und hat. Mit einem zwinkernden Auge ist sie auch immer für einen guten Spruch zu haben.

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